Frag Dich selbst … wie viele Musiker verstehen wirklich was ein Dezibel ist?
Nicht viele, stimmt’s? Und das ist keine Überraschung.
Denn Dezibel sind verwirrend.
Du könntest ein ganzen Buch darüber lesen und nichts sinnvolles verstehen.
Die gute Nachricht ist aber …für Audio-Aufnahmen musst Du nur ein paar Grundlagen wissen.
Und im heutigen Artikel zeige ich Dir die SCHLÜSSEL-Punkte über Dezibel, die jeder Musiker wissen sollte.
Ich hoffe, Du findest ihn nützlich.
TATSACHE: Das Dezibel ist KEINE Maß für Lautstärke
Es ist überhaupt kein Maß. Es ist ein VERHÄLTNIS. Es vergleicht den Wert einer Zahl mit dem Wert einer anderen.
Diese Zahlen messen zwar typischerweise Geräuschpegel, das ist aber nicht immer der Fall. Dezibel werden auch genutzt, um Spannungen und den Strom in Deinem Equipment zu messen.
NÄCHSTE TATSACHE: Das Dezibel ist keine LINEARE Maßeinheit
Die meisten Maßeinheiten sind LINEAR. Zum Beispiel sind 2 Zentimeter doppelt so lang wie 1 Zentimeter, und 4 Zentimeter sind doppelt so lang wie 2 Zentimeter. Wenn Du diese Zahlen in ein Diagramm einzeichnest würden sie eine gerade Linie bilden.
Aber so funktionieren Dezibel nicht. Dezibel sind eine LOGARITHMISCHE Maßeinheit. Wenn Du Dich nicht mehr an die Logarithmen aus der Schule erinnern kannst, kommt hier eine sehr einfache Zusammenfassung:
Bei Logarithmen vervielfacht jede zusätzliche Einheit den Wert der Zahl exponentiell. Zum Beispiel:
- +3 dB = 2 Mal so viel Energie
- +10 dB = 10 Mal so viel Energie
- +60 dB = 1.000.000 Mal so viel Energie
Verstanden? Gut. Und jetzt kommt der Grund, warum Du das wissen musst:
Was Dezibel mit Musik und Sound zu tun haben
In der Musik sind Dezibel eine Maßeinheit für den Schalldruckpegel (engl.: Sound Pressure Level (SPL). Wenn wir sagen, dass die Lautsprecher bei einem Rockkonzert 110 dB laut sind, meinen wir 110 dB SPL.
Da Dezibel nur ein Verhältnis sind, sind 110 dB tatsächliche ein Vergleich mit einer anderen Zahl: 0 SPL.
0 SPL ist der normale Luftdruck der Atmosphäre (20 Mikropascal) Dies gilt als der niedrigste Schwellwert des menschlichen Gehörs und ist der Referenzpunkt, mit dem alle anderen Geräusche verglichen werden.
OK … weiter zum praktischen Teil.
Hilfreiche Dezibel-Beispiele aus dem Leben
Die leichteste Art ein Gefühl für Dezibel zu bekommen ist, verschiedene Geräusche zu messen. Hier sind ein paar Beispiele für Geräusche, die wir alle kennen:
- Atemgeräusche: 10 dB
- Flüstern: 20 dB
- Normale Unterhaltung: 40 dB
- Hintergrundgeräusche im Restaurant: 60 dB
- Radio oder Fernsehlautstärke: 70 dB
- Müllabfuhr: 80 dB
- Vorschlaghammer: 100 dB
- Schmerzschwelle: 130 dB
- Düsenflugzeug: 150 dB
Einfach, oder? Gut. Machen wir also weiter.
Wie Dezibel die wahrgenommene Lautstärke ändern
Wie Dezibel die wahrgenommene Lautstärke ändern
Und das Dezibel-Konzept wirklich zu verstehen, brauchst Du ein intuitives Gefühl dafür, wie eine bestimmte Änderung in Dezibel die wahrgenommene Lautstärke verändert.
Die Mathematik würden die wenigsten hier verstehen. Stattdessen hast Du hier ein paar einfache Faustregeln:
- +10 dB = 2-fache Lautstärke
- +20 dB = 4-fache Lautstärke
- +40 dB = 16-fache Lautstärke
Eine kleine Warnung: Diese Zahlen sind zwar hilfreich aber nicht „perfekt“. Ein einziges Dezibel kann mit verschiedenen Lautstärke-Leveln gehört werden.
Und zwar weil:
Wie das Lautstärkeverhältnis die Lautstärke beeinflusst
Man würde meinen, dass 60 dB SPL mit einem SPEZIFISCHEN Lautstärkepegel verbunden sind.
Das ist nicht korrekt. Die Lautstärke, die Dein Gehirn wahrnimmt, hängt auch von den Frequenzen ab, die ein Geräusch ausmachen.
Bei gleichen Dezibel-Leveln werden mittlere Frequenzen (zwischen ungefähr 1 und 4 kHz) „lauter“ wahrgenommen, als höhere und tiefere Frequenzen.
Dieses Phänomen wird ausführlicher in einem Diagramm, das als Fletcher-Munson-Kurve bekannt ist, beschrieben.
OK, nächster Punkt:
Wie Enfernung die Laustärke beeinflusst
Es ist logisch … je weiter Du von einer Schallquelle weg gehst, desto leiser wird das Geräusch.
Weniger offensichtlich ist „um wie viel?“ Das auszurechnen ist kompliziert.
Darum sind hier 2 Faustregeln, die es einfacher machen:
- 2-fache Entfernung= -6 dB
- 10-fache Entfernung= -10 dB
Jetzt hast Du ein intuitives Verständnis, wie Schallpegel mit Dezibel gemessen werden. Bleibt noch eine Sache, die Du wissen musst:
Dezibel und Dein Aufnahme-Equipment
Am häufigsten werden Dezibel in Aufnahmestudios bei den Pegelmessern verwendet …
Die Du in vielen Geräten in Deinem Studio findest: in Deiner DAW, Deinem Audio Interface und anderen Geräten.
Am oberen Ende eines Pegelmessers findest Du die Markierung 0 dBFS (0dB Full Scale). Das ist der höchstmögliche Signal-Pegel, den das Gerät ohne Übersteuerung oder Verzerrung aushalten kann.
Darunter siehst Du immer tiefer gehende, negative Werte von dBFS, bis zu -∞ dBFS.
Je nachdem wen Du fragst, wirst Du Zielwerte von -15 dB bis -6 dB für Deine Input-Pegel beim Aufnehmen hören. Ich finde, -10 dB sind ein guter Kompromiss.