Als Gitarristin oder Gitarrist fragen wir uns oft, ob Gitarrenkabel tatsächlich einen Unterschied in unserem Sound ausmachen oder nicht.
Die meisten gehen davon aus, dass es wahrscheinlich keinen Unterschied macht.
Aber dann gibt es da diesen einen Typen im Internet, der schwört, dass sein Kabel den krassen Unterschied ausmacht.
Da fragt man sich natürlich: Wer hat recht? Und was genau unterscheidet ein 10-Euro-Kabel von einem 100-Euro-Kabel?
Doch aus irgendeinem Grund ist es fast unmöglich, online eindeutige Antworten auf diese Fragen zu bekommen.
Deshalb bekommst du in diesem ultimativen Leitfaden einen Crashkurs über alles, was ein Musiker wissen sollte, bevor man ein neues Gitarrenkabel kauft.
Hier ist also was wir besprechen werden:
Was sind die 5 Lagen eines Gitarrenkabels?
Um genau zu verstehen, was ein gutes Gitarrenkabel ausmacht, sollten wir uns zunächst seine Zusammensetzung ansehen.
Obwohl sich die Designs der einzelnen Hersteller zum Teil stark unterscheiden, besteht ein Instrumentenkabel meist aus 5 Schichten:
- Der Innenleiter – dieser überträgt das Audiosignal durch elektrischen Strom.
- Innere Isolierung – kapselt den Strom ein und isoliert ihn von den anderen Teilen.
- Elektrostatische Abschirmung – reduziert die Störgeräusche, die entstehen, wenn ein Kabel gebogen oder zusammengedrückt wird.
- Geflochtene Kupferabschirmung – blockiert Störungen von außen.
- Außenmantel – er schützt alle inneren Teile und verleiht dem Kabel das „finale“ Aussehen.
Premium Kabel sind aufgrund der Materialien und Herstellungsmethoden, die für die einzelnen Teile verwendet werden, teurer (obwohl ich mir sicher bin, dass auch der Marketing-Hype eine Rolle spielt).
Kommen wir nun zu den Einzelheiten…
Die 7 wichtigsten Merkmale, die die Qualität beeinflussen
Beim Kauf eines Gitarrenkabels gibt es 7 wichtige Leistungsmerkmale, auf die du achten solltest, bevor du dich für ein bestimmtes Modell entscheidest.
Da wäre zunächst einmal…
1. Wie lang ist zu lang?
Dir ist sicher schon aufgefallen, dass du selten ein Gitarrenkabel siehst, das länger als 7,5 Meter ist. Stimmt das?
Das liegt hauptsächlich daran, dass sie mit zunehmender Länge immer mehr rauschen. Es hat sich herausgestellt, dass Kabel mit mehr als 7,5 Meter Länge in der Regel zu geräuschhaft sind, um ein gutes Signal zu übertragen.
Spitzenhersteller sind jedoch manchmal in der Lage, sie deutlich länger zu produzieren, aber das hat natürlich seinen Preis.
Die allgemeine Faustregel besagt also, dass man immer das kürzestmögliche Gitarrenkabel für den jeweiligen Zweck verwenden sollte.
2. Sauerstofffreies oder langkristallines Kupfer?
Im Internet wird viel darüber debattiert, ob sauerstofffreies Kupfer („Oxygen-Free-Copper“) oder langkristallines Kupfer („Long Grain Copper“) die Leistung eines Gitarrenkabels verbessert.
Die Theorie hinter dieser Aussage ist, dass langkristallines Kupfer weniger „Körner“ (Kristalle) als normales Kupfer hat und dadurch eine bessere Leitfähigkeit und ein saubereres Signal hat.
Auch wenn diese Theorie nicht durch wissenschaftliche Tests bewiesen wurde, scheinen Hörtests darauf hinzuweisen, dass der Unterschied möglicherweise tatsächlich besteht…
3. Massivdrahtleiter vs. Litzenleiter
Innenleiter von Gitarrenkabeln gibt es in 2 Ausführungen:
- Massivdrahtleiter – sie sind billiger und einfacher zu löten, brechen aber auch leichter.
- Litzenleiter – diese stabiler und flexibler, aber auch teurer.
Während Massivleiter nur aus einem einzigen Draht bestehen, bestehen Litzenleiter aus vielen Litzen mit feinen Kupferfäden, die zu einem festen Kern verdrillt sind.
Um den Durchmesser dieser Kupferlitzen zu messen, wird der Industriestandard (IEC 60228) bzw. der AWG (American Wire Gauge) verwendet, wobei größere Zahlen für kleinere Größen stehen. Zum Beispiel:
- Massivdrahtleiter – (18–24 AWG / 0,823−0,205 mm²)
- Litzenleiter – (32–36 AWG / 0,0320−0,0127 mm²)
- Feindrähtige Litzenleiter – (up to 40 AWG / 0,00501 mm²)
Wie du siehst, haben Premium-Kabel in der Regel höhere AWG-Zahlen, weil viele kleine Litzen zu einem stärkeren, flexibleren Kabel führen als solche mit weniger großen Litzen.
Die beiden gebräuchlichsten Formeln für den Aufbau eines Litzenkabels sind zum Beispiel:
- 26 Drähte mit 34 AWG (26/34)
- 41 Drähte mit 36 AWG (41/36)
Nach dem gerade besprochenen Prinzip ergibt die zweite Formel fast immer das bessere (und teurere) Kabel.
Um die Leistung noch weiter zu verbessern, beschichten einige Hersteller die einzelnen Litzen mit Zinn, was das Löten erleichtert und die Langlebigkeit erhöht, da es die Oxidation verhindert.
Der Nachteil der Zinnbeschichtung ist, dass sie den sogenannten „Skin-Effekt“ verursacht, wodurch sich die hohen Frequenzen des Signals auf die äußere Oberfläche des Leiters konzentrieren und sich der Frequenzgang des Signals verändern kann.
Aus diesem Grund bevorzugen andere Hersteller stattdessen Silber, das gegen diesen Effekt immun ist.
Sind vergoldete Steckverbindungen wirklich die besten?
Ein weit verbreiteter Glaube unter Musikern ist, dass vergoldete Stecker irgendwie besser sind als Nickel oder Silber.
Aber in Wahrheit ist Gold nur besser, weil es weniger korrosiv ist und länger hält, ohne anzulaufen. Dadurch hat das Kabel eine längere Lebensdauer.
Was den Klang und die Leistungsfähigkeit angeht, gibt es praktisch keine Unterschiede.
5. Abschirmung des Gitarrenkabels vor Umgebungsgeräuschen
Da Gitarrenkabel unsymmetrisch sind, verfügen sie nicht über die gleichen „Entstörfunktionen“ wie symmetrische Mikrofonkabel.
Sie sind also anfälliger für Störungen durch Funkfrequenzen und Magnetfelder von Geräten in der Nähe.
Um diese Störungen zu unterdrücken, können 3 Arten von Abschirmungen verwendet werden:
- Schirm – sie ist am teuersten, bietet aber maximale Stärke und einen hervorragenden Schutz vor EMV und RFI.
- Draht – ist weniger teuer, bietet aber noch mehr Flexibilität und schirmt trotzdem ausreichend ab.
- Folien – sie sind am billigsten, am wenigsten haltbar und bieten im Vergleich zu den anderen beiden den geringsten Schutz.
HINWEIS: Viele High-End-Kabel versprechen, dass ihre Abschirmung vor Brummschleifen schützt. Die Wahrheit ist jedoch, dass sie das nicht tun. Zumindest nicht in nennenswertem Umfang.
Das müssen sie aber auch gar nicht. Denn du kannst Brummschleifen völlig unproblematisch vermeiden, indem du diese 2 Tipps befolgst:
- Vermeide es, das Kabel parallel zu Verlängerungskabeln und anderen Stromkabeln zu verlegen.
- Vermeide es, die überschüssige Kabellänge aufzurollen und neben deinem Verstärker zu lagern.
Und das war’s. Weiter geht’s…
6. Abschirmung des Kabels vor Bewegungsgeräuschen
Eine der häufigsten Beschwerden über billige Gitarrenkabel ist das lästige Knacken, das man hört, wenn man sie bewegt oder auf sie tritt.
Ursache dafür ist die statische Elektrizität, die durch die Reibung zwischen der Isolierung und der Kupferabschirmung entsteht.
Zur Lösung dieses Problems fügen einige Hersteller eine elektrostatische Abschirmung zwischen den beiden ein, um die statische Aufladung abzuleiten.
Für diese Art von Abschirmung werden zwei Materialien verwendet:
- Dacron – eine spezielle Art von „geräuschminderndem Band“.
- Conductive PVC – das ist die neuere Technologie, die in den letzten Jahren immer beliebter wird.
Im Vergleich zu Dacron ist C-PVC dünner und flexibler und bietet eine bessere Leitfähigkeit. Außerdem bietet es eine gleichmäßig dicke Ummantelung mit minimaler Reibung.
Gelegentlich findet man Gitarrenkabel, die stattdessen geflochtene Kupferabschirmungen verwenden, obwohl diese oberhalb von 10 kHz weniger effektiv zu sein scheinen.
7. Wie sich die Kapazität auf die Klangqualität auswirkt
Immer wenn zwei stromführende Materialien (Leiter/Schirm) durch eine elektrische Barriere (die Isolierung) getrennt sind, entsteht ein sogenannter Kondensator.
Bei Gitarrenkabeln sollte der Wert des Kondensators (Kapazität) aus zwei Gründen so niedrig wie möglich sein:
- Besserer Hochtonbereich
- Weniger triboelektrisches Rauschen, also das „klatschende“ Geräusch, das entsteht, wenn ein Kabel berührt oder getroffen wird.
Um die Kapazität zu messen, wird die sogenannte Dielektrizitätskonstante verwendet, die Materialien mit der geringsten Kapazität die niedrigsten Zahlen zuweist. Je kleiner die relative Dielektrizitätskonstante von Materialien ist, desto besser ist die Isolation.
Um es anschaulicher zu machen, hier ein Beispiel:
- Polyethylen – aus der Familie der thermoplastischen Dämmstoffe – hat eine Dielektrizitätskonstante von 2,3.
- Gummi – aus der Familie der Duroplaste – hat eine Dielektrizitätskonstante von 6,5.
Polyethylen wird für die Kabelisolierung immer beliebter, weil es den Duroplasten in fast jeder Hinsicht überlegen ist… und billiger ist es auch noch.
Glücklicherweise sind diese Materialien inzwischen so kostengünstig, dass sie auch bei preiswerten Kabeln verwendet werden können, sodass dies meist kein Problem darstellt.
Bestimmte High-End-Kabel verfügen jedoch über spezielle Polymere mit noch geringeren Kapazitäten, die eine besonders hohe Leistung bieten.
Als Nächstes…
Hier sind die Gitarrenkabel, die wir empfehlen…
An dieser Stelle des Artikels weißt du buchstäblich mehr über Gitarrenkabel, als 99,9 % der Musiker jemals wissen werden.
Und du weißt sicherlich mehr als genug, um eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen.
Um es dir aber noch einfacher zu machen, möchte ich dir jetzt unsere Liste mit empfohlenen Kabeln in den Preisklassen Budget, Mittelklasse und Premium vorstellen. Los geht’s…
Empfohlene preisgünstige Gitarrenkabel
Es scheint also, dass teurere Gitarrenkabel tatsächlich ihre Vorteile haben… oder?
Trotzdem möchten die Meisten, die diesen Beitrag lesen, das günstigste und zuverlässigste Kabel, das sie finden können.
Und das bedeutet in der Regel, dass sie höchstens 20 € ausgeben wollen.
Wenn das auf Dich zutrifft, sind hier die besten Modelle, die ich empfehle:
- Hosa GTR2 –
- Amazon Basics – (Amazon)
- GLS Audio Instrument Cable – (Amazon)
- New Bee Guitar Cable – (Amazon)
- The sssnake – (Thomann)
Als Nächstes…
Empfohlene Gitarrenkabel der mittleren Preisklasse
Wenn du bereit bist, etwas mehr Geld auszugeben (was ich dir wirklich ans Herz legen möchte)…
Die nächste Preisklasse, die wir anschauen werden, sind Kabel der mittleren Preisklasse zwischen 20 und 50 Euro.
Für die Mehrheit der Gitarristen sind das die Kabel, die ich empfehle, weil sie einfach das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Auf lange Sicht wird es sogar billiger sein, ein Kabel in dieser Preisklasse zu kaufen, weil es mit ziemlicher Sicherheit viel länger hält als ein vergleichbares, aber viel günstiges Gitarrenkabel.
Zusätzlich erspart es einem wahrscheinlich auch einige frustrierende Momente. Denn wenn du schon einmal ein defektes Kabel hattest, weißt du, wie schwierig es sein kann, das Problem überhaupt zu diagnostizieren.
So here are the top models I recommend:
- Mogami MCP – (Amazon)
- D’Addario American Stage – (Amazon/Thomann)
- Monster Prolink Classic – (Amazon)
- Ernie Ball Coiled – (Amazon/Thomann)
Weiter gehts…
Die besten Premium Gitarrenkabel
Super High End Kabel haben zwar durchaus ihre Vorteile…
können Gitarristen (die nicht reich sind) fast immer zustimmen, dass die minimalen Leistungssprünge die massiven Preissprünge einfach nicht wert sind.
Falls du jedoch das Glück hast, dir alles leisten zu können, was du willst, oder wenn du einfach nur das Beste vom Besten willst…
Und möglicherweise findest du, dass es sich lohnt, 50 Euro oder mehr für ein einziges Kabel auszugeben.
In diesem Fall empfehle ich dir, die folgenden Modelle auszuprobieren:
- Mogami Gold
- Mogami Platinum
- Pro Co Evolution – (3 m/6,1 m)
- Monster Cable Studio Pro – (Amazon)
- Analysis Plus Yellow – (Amazon)
- Analysis Plus Black – (Amazon)
- Vovox Sonorus Protect – (Thomann)
Und zum guten Schluss…
Schon mal daran gedacht, dein eigenes Gitarrenkabel zu bauen?
Obwohl du vielleicht nicht bereit bist, 100 € für ein Gitarrenkabel zu bezahlen, möchtest du das Kabel trotzdem haben, wenn du es viel billiger bekommen kannst?
Das kannst du, wenn du lernst, wie du ein Kabel selbst montierst. Und das tun viele Musiker.
Ich persönlich empfehle das aber nicht, und zwar aus folgendem Grund:
Die meisten Gitarristen haben vielleicht nur 1 oder 2 Kabel INSGESAMT. Wenn man Dutzende von Kabeln benutzen würde, könnte ich den Vorteil eines selbst gebauten Kabels noch verstehen.
Aber wenn man bedenkt, wie viel Zeit es kostet:
- die Teile zu finden
- diese zu bestellen
- auf diese dann zu warten
- die richtigen Werkzeuge zu finden
- die Techniken zu studieren
- diese dann zu üben
- und schließlich dann die Kabel zu bauen…
Das Geld, das du für den Bau eines Kabels sparst, ist die zusätzliche Arbeit wahrscheinlich nicht wert.
Trotzdem machen es viele. Und wenn du trotzdem wissen willst, wie es geht, findest du hier ein cooles Video, in dem der Prozess ausführlich erklärt wird. Schau es dir an: