Wenn Du eine Grundausstattung an Recording-Equipment hast …
Ist die nächste große Aufgabe, Deinen Raum einzurichten.
Die meisten Anfänger unterschätzen die Wichtigkeit dieses Schrittes, aber die Wahrheit ist …
Ein durchdacht eingerichteter Raum kann in der Zukunft den Unterschied zwischen einem reibungslosen Ablauf oder massivem Kopfzerbrechen bedeuten.
Und um Dir die monatelange Frustration zu ersparen …
Gehen wir in diesem Artikel den GESAMTEN Einrichtungsprozess Deines Aufnahmeraums in der RICHTIGEN Reihenfolge, Schritt für Schritt durch.
Fangen wir an. Als erstes …
SCHRITT 1: Wähle den besten Raum
In einem durchschnittlichen Haushalt hast Du vielleicht die Wahl zwischen 2-3 Räumen, in denen Du Dein Homestudio einrichten kannst.
Wenn Du keine Wahl hast … nimm was Du hast.
Ansonsten musst Du eine Entscheidung treffen …
Und da manche Räume besser für Aufnahmen geeignet sind als andere …
Sind hier meine Tipps, wie Du die beste Wahl triffst:
Die 4 wichtigsten Punkte, die Du vermeiden musst
Bei der Auswahl eines Raumes geht es weniger darum, gute Eigenschaften zu finden, als darum, schlechte zu VERMEIDEN. Besonders diese 4:
1. Wenig Platz
Im Alltag vergisst man, von wie viel Lärm man umgeben ist. Aber wenn Du all den Lärm durch ein Mikrofon hörst, wird er 100-fach verstärkt.
All diese alltäglichen Lärmquellen können leicht Deine Aufnahmen ruinieren:
- Autos
- Nachbarn
- Wasserrohre
- Vögel
- Grillen
- Wind
- Regen
Darum achte darauf, welche Räume am lautesten sind und such den ruhigsten mit den wenigsten Nachbarn aus.
Und Du musst nicht nur den Lärm von draußen bedenken, denn DU wirst zweifellos auch eine Lärmquelle für ANDERE sein.
Idealerweise willst Du einen absolut stillen Raum, wo:
- Du so viel Lärm machen kannst, wie Du willst.
- Zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Aber da die wenigsten Räume dies erfüllen …
Wird wahrscheinlich ein gewisses Maß an Schalldämmung nötig sein, um einen brauchbaren Arbeitsplatz für Dich zu schaffen.
3. Schlechter Boden
Für Deinen Aufnahmeraum ist ein harter Boden, z.B. Beton, Fließen oder Hartholz, ideal.
Teppichböden machen aus zwei Gründen Probleme:
- In Studios wird viel gelaufen und Teppiche werden schnell abgenutzt.
- Teppiche absorbieren hohe aber keine tiefen Frequenzen, was schlecht für die Akustik ist.
Wenn Du einen Teppich brauchst, etwa für ein Schlagzeug, kannst Du immer noch einen kleinen Teppich verwenden.
Das andere Problem, auf das Du achten musst, besonders bei Räumen in oberen Stockwerken ist übermäßiger Trittschall. Wenn möglich, wähle einen Raum im Erdgeschoss.
Als nächstes …
4. Schlechte Akustik
Schlafzimmer in einem typischen Einfamilienhaus sehen so aus:
- Sie sind klein,
- Haben niedrige Decken,
- Und parallele Trockenbauwände.
Leider …
Haben ALLE diese Eigenschaften einen NEGATIVEN Einfluss auf die Akustik.
Idealerweise willst Du einen großen Raum mit hoher Decke, asymmetrischen Wänden und vielen ungleichmäßigen Oberflächen. Aber die Chancen auf so einen Raum sind gleich NULL.
Profi-Studios haben sie, aber nur weil sie viel Geld ausgeben, um sie zu BAUEN. Du musst aber wahrscheinlich einen Kompromiss finden.
Erwarte keine Perfektion, nimm einfach Deine beste Option.
Du kannst den Raumklang später immer noch mit akustischer Behandlung verbessern (dazu kommen wir gleich).
Aber wenn es möglich ist, ist es am besten, einen Raum zu verwenden, der schon eine gute Akustik hat, das bedeutet für Dich später weniger Arbeit.
Verstanden? Weiter geht’s …
SCHRITT 2: Ausräumen
Wenn Du Dich für einen Raum entschieden hast, ist es an der Zeit, ihn für das anstehende Projekt vorzubereiten.
Und bevor wir neue Sache IN den Raum bringen, nehmen wir alles RAUS, was wir nicht brauchen.
- Räum den Boden frei
- Nimm alles von den Wänden ab
- Entferne alles, was vibrieren kann
Wenn der Raum Dein Schlafzimmer, Wohnzimmer, oder so ist … kannst Du ihn wahrscheinlich nicht vollständig ausräumen, aber alles was entfernt werden KANN, SOLLTE entfernt werden.
Fertig? Machen wir weiter …
SCHRITT 3: Akustische Behandlung
In Kapitel 3 habe ich Dir alles gezeigt, was Du wissen musst, um einen großartigen Plan zur akustischen Behandlung für praktisch jedes Budget, aufzustellen.
Jetzt, da Du einen leeren Raum hast, ist es an der Zeit, all die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Also mach Deine akustische Behandlung und lies weiter, wenn Du fertig bist.
Klassisches Beispiel:
Fertig? Cool. Als nächstes …
SCHRITT 4: Deinen Arbeitsplatz einrichten
Jetzt hast Du einen leeren Raum mit großartiger Akustik, und es ist Zeit für Dein Equipment.
Da Dein Studiotisch und Dein Stuhl immer das Zentrum des Raumes sein werden …
Ist es sinnvoll damit anzufangen.
Zwar kannst Du mit irgendeinem Tisch und Stuhl, die Du herumstehen hast, anfangen …
Aber idealerweise willst Du, dass Dein Arbeitsplatz ein bisschen professioneller aussieht, wenn es geht.
Um meine Empfehlungen zu sehen, schau Dir diese beiden Artikel an:
Klassisches Beispiel Studiotisch:
Klassisches Beispiel Studio-Stuhl:
- Herman Miller Aeron – (Amazon)
Als nächstes …
SCHRITT 6: Deine Aufnahmestationen aufstellen
Profi-Studios haben den Luxus für jede Aufgabe einen eigenen Raum zu haben …
Aber in Deinem Homestudio wirst Du wahrscheinlich EINEN Raum für ALLES nutzen.
Daher ist das Setup anders.
Die Grundidee hierbei ist, ZWEI Stationen zu haben:
- Einen Studiotisch zum Mischen für den Toningenieur (haben wir schon erledigt)
- Einen Platz zum Aufnehmen für die Musiker (darum kümmern wir uns jetzt sofort)
Das Problem ist …
Ein Setup, das geeignet ist andere aufzunehmen, ist normalerweise nicht geeignet Dich selbst aufzunehmen.
Aber keine Sorge, denn es gibt eine Lösung für jedes Szenario.
Fangen wir mit diesem an …
Das Standard-SOLO Setup
Für ein effizientes „Ein Mann“-Setup …
Versuchen die meisten das ganze Equipment in einem Kreis um sie herum aufzubauen …
Damit sie von einem Ort aus Toningenieur UND Musiker spielen können.
Dieses Setup KANN zwar gut funktionieren …
Aber die Nachteile sind:
- Zu viel Equipment um Dich herum führt zu zusätzlichen Reflexionen, was schlecht für die Akustik ist.
- Wenn der Computer so nah an den Mikrofonen ist, nimmst Du die Lüftungsgeräusche mit auf.
Das größte Problem mit diesem Setup ist …
Es ist ungeeignet für mehrere Leute. Um andere aufzunehmen, musst Du Dein Studio komplett umstellen …
Damit es mehr so aussieht:
Das Standard-DUO Setup
Um in Deinem Studio mit zwei oder mehr Leuten Aufnahmen zu machen …
Ist die Standard-Strategie, den Raum in zwei Stationen aufzuteilen.
Am einen Ende ist eine Station für den Toningenieur …
Wo er sein Mischpult und das Standard-Equipment wie ein Audio Interface, Studiomonitore usw. hat.
Am gegenüberliegenden Ende ist die Station für den Musiker …
Wo sich die Mikrofone und alle Instrumente/MIDI-Controller befinden, die sie benutzen.
Das Problem mit diesem Setup ist …
Es ist prima für mehrere Leute, funktioniert aber ÜBERHAUPT NICHT, wenn Du alleine Aufnehmen willst.
Denn um Toningenieur und Musiker zu spielen, musst Du ständig hin und her springen … was einfach nicht praktikabel ist.
Darum kommt als nächstes … die 3. Möglichkeit:
Das Hybrid Setup
Im Endeffekt willst Du …
Ein Setup, das für Solo– UND Gruppen-Aufnahmen geeignet ist.
Darum empfehle ich hier ein Hybrid-Setup, das sehr dem „Duo“-Setup ähnelt …
Aber mit einem WICHTIGEN Zusatz:
Bei Station 2 brauchst Du eine Fernbedienung, mit der Du mindestens …
Record, Play und Stop drücken kannst, während Du nicht an Deinem Studiotisch bist.
Über die Jahre wurden dafür viele Lösungen ausprobiert, aber bis vor kurzem waren sie alle KACKE.
Die ersten Versuche waren Geräte, wie der Frontier Tranzport, die schwierig zu programmieren und frustrierend zu benutzen waren.
Später, als drahtlose Keyboards und drahtlose Mäuse zuverlässiger wurden, wurden diese stattdessen benutzt.
Sie haben zwar irgendwie funktioniert, aber ließen immer noch viel zu wünschen übrig. Erst Jahre später hatte jemand eine GUTE Idee …
Die „DAW Remote“
Mehr als nur eine einfache Fernbedienung …
Die App von Eumlab namens DAW Remote …
Bietet nie da gewesene Funktionalität, die an die einer echten Control Surface herankommt.
Es gibt zwar ähnliche Apps, aber diese ist die BEI WEITEM beste.
Es gibt 2 verschiedene Versionen:
- DAW Remote – für iPhone und andere Smartphones.
- DAW Remote HD – für iPad und andere Tablets.
Mit diesem Programm kannst Du Deine Session durchführen und Deine Instrumente von überall im Raum aufnehmen, ganz allein.
Als Halterung ist der IK Multimedia iKlip Expand großartig.
Du befestigst ihn an Deinem Mikrofonstativ und kannst Dein iPad genauso positionieren, wie Du es willst.
Und Du brauchst keinen extra Ständer in einem sowieso schon engen Studio.
Für das iPhone gibt es den iKlip Expand Mini.
Als nächstes …
Noch 3 nützliche Zubehörteile
Um Dein Studio noch nutzerfreundlicher für Solo-Aufnahmen zu machen, empfehle ich Dir folgendes:
1. Ein Kopfhörer-Verlängerungskabel
Wenn Du alleine arbeitest, verbringst Du viel Zeit damit, Dich zu bewegen …
Und für den Großteil dieser Zeit, trägst Du einen Kopfhörer.
Das Problem ist …
Ein durchschnittliches Kopfhörerkabel ist viel zu kurz, um sich uneingeschränkt zu bewegen.
Darum empfehle ich ein Kopfhörer-Verlängerungskabel, wie dieses, das mindestens 6 m lang ist.
HINWEIS: Wenn Du ein Kopfhörerkable für diesen speziellen Zweck auswählst, vermeide ein Billiges, weil sie oft knistern, wenn sie viel bewegt werden.
2. Einen zweiten Computer-Bildschirm
Ein Problem, wenn Du eine Session mit einer DAW-Fernbedienung durchführst ist …
Ist, dass Du nicht das gleiche visuelle Feedback hast, als wenn Du vor dem Computer sitzt.
Aber mit einem großen Flatscreen an der Wand …
Kannst Du von überall deutlich sehen, was in Deiner Session vor sich geht und es ist auch eine großartige visuelle Hilfe für andere.
Der einzige Nachteil ist, dass es teuer ist, weil Du zusätzlich zum Monitor/TV auch einen Desktop-Computer mit mehreren Videoausgängen brauchst, wie etwa den Mac Pro.
Klassisches Beispiel:
- HP Pavilion Monitor – (Amazon)
3. Virtuelle Instrumente/MIDI-Controller
Ich denke, wir sind uns alle einig, dass man um alleine Musik aufzunehmen …
Ein Multiinstrumentalist sein MUSS.
Aber da nur wenige von uns genug echte Instrumente haben, um einen ganzen Song zu spielen …
Ist die Standard-Lösung stattdessen eine Kombination aus virtuellen Instrumenten und MIDI-Controllern zu verwenden.
Das spart Dir nicht nur Geld und Platz …
Die Bearbeitungsmöglichkeiten der meisten virtuellen Instrumente, können großartig kompensieren, dass Du auf einem nicht vertrauten Instrument spielst.
Klassisches Beispiel:
- Spectrasonics Keyscape – (Amazon)
SCHRITT 7: Dein Equipment anschließen
Jetzt bist Du mit dem Layout Deines Studios fertig …
Der nächste Schritt ist, Dein Equipment anzuschließen.
Wenn Du jetzt noch nicht viel Ausrüstung hast, ist das ziemlich einfach.
Aber …
Wenn Deine Ansprüche mit der Zeit wachsen, wächst auch die Komplexität Deiner Signalführung.
Damit das funktioniert …
Brauchst Du ein solides Verständnis davon, wie das gesamte System zusammen wirkt.
In Aufnahme-Kreisen ist das Konzept als Signalfluss bekannt, was einfach bedeutet:
Der Pfad, den ein Audiosignal durch Dein Equipment nehmen muss, vom Anfang bis zum Ende.
Um mehr darüber zu erfahren, schau Dir diesen Artikel an:
Und wenn Du das verstanden hast, musst Du auch noch wissen, welche Kabel Du für welche Verbindung brauchst.
Darum schau Dir auch diesen Artikel an:
Weiter geht’s …
SCHRITT 8: Studiomonitore positionieren
Jetzt hast Du alles aufgebaut und angeschlossen …
Der letzte Schritt ist, die Positionierung Deiner Monitore zu perfektionieren.
Viele Leute nehmen an, nur weil sie ein Paar teure Studiomonitore haben …
Haben sie keine Probleme mehr mit „gutem Monitoring“.
Aber die Wahrheit ist … es braucht SO viel mehr als das.
Neben vielen anderen Punkten, auf die wir hier und jetzt nicht eingehen …
GUTES MONITORING fängt mit GUTER POSITIONIERUNG an.
Und eine gute Positionierung hängt von einer Kombination verschiedener Faktoren ab:
- Die Position Deines Kopfes
- Die Position der Wände
- Die Position der „punktuellen“ akustischen Behandlung
Kurz gesagt, dieses Thema ist deutlich komplizierter, als Du Dir vorstellst.
Für eine ausführliche Anleitung, wie Du Deine Monitore positionieren sollst, schau Dir diesen Artikel an:
Wie Du in dem Artikel lesen wirst, musst Du für den idealen Punkt für Deine Monitore sehr genaue Positionierungen vornehmen. Das kannst Du schaffen, indem Du die Monitore auf Deinen Studiotisch stellst, oder nicht.
Darum ist ein letztes Teil, das Du in Betracht ziehen solltest ein Paar Studiomonitor-Stative.
Du kannst mit ihnen Höhe, Neigung und Breite beliebig einstellen und damit Deine Monitore praktisch überall positionieren.
Wenn Du wissen willst, welche ich empfehle, schau in diesen Artikel:
Klassisches Beispiel:
Und das war’s
Glückwunsch, Du bist fertig. 🙂
Aber in Wirklichkeit fängst Du erst an. Denn jetzt wird es Zeit, Dein neues Studio zu nutzen, um endlich Musik aufzunehmen.
Und damit befassen wir uns im nächsten Kapitel: