Wenn man das erste Mal die Möglichkeiten, die Mikrofon-Positionierung bietet, kennenlernt, ist man sofort fasziniert.
Können ein, zwei Zentimeter Unterschied in der Position tatsächlich so viel Unterschied im Klang machen?
Absolut … Das findest Du irgendwann heraus.
Und wenn Du das erkannt hast, fragst Du Dich − was habe ich die ganze Zeit sonst noch verpasst?
Nun, ich sag’s Dir: Stereoaufnahmen.
Das ist das wahre Geheimnis, das die Profis verwenden um den großartigen Sound zu erschaffen, der Dich bis jetzt so verdutzt hat.
Was ist es?
Stereoaufnahme ist eine Technik, bei der zwei Mikrofone genutzt werden, um simultan ein Instrument aufzunehmen. Die Mono-Signale der Mikrofone werden jeweils dem linken und rechten Kanal eines Stereo-Tracks zugeordnet, um ein Gefühl der Breite zu erzeugen.
Der Stereo-Effekt kommt von den kleinen Unterschieden im Klang zwischen dem linken und rechten Kanal der Studiomonitore. Dieser Klangunterschied kommt von zwei Unterschieden.
- Unterschiede im Timing: Indem die Mikrofone an unterschiedlichen Orten aufgestellt werden, kommt der Klang des Instruments bei jedem Mikrofon zu einer geringfügig anderen Zeit an. Ein Unterschied von nur ein paar Millisekunden reicht schon, um einen Stereo-Effekt zu bekommen.
- Unterschiede im Frequenz-Verhältnis: Indem die Mikrofone im Verhältnis zum Instrument in verschiedenen Richtungen weisen, nimmt jedes Mikrofon ein anderes Frequenz-Verhältnis auf. Je größer der Winkel, desto größer wird der Stereoeffekt sein.
Wenn ein Mikrofon durch den linken Monitor gehört wird und das andere durch den rechten, entsteht dadurch ein angenehmes Breiteempfinden, das bei einer Mono-Aufnahme fehlt.
Und wie bekommst Du das hin?
Die 5 Hilfreichsten Techniken
Diese Liste der 5 hilfreichsten Stereo-Techniken solltest Du kennen. Für jede Methode erkläre ich:
- Welches Mikrofon Du brauchst (mit welcher Richtcharakteristik)
- Wie Du sie für die Aufnahme positionierst
- Wie Du die zwei Signale zusammen mischst
- Wie es sich anhören sollte, wenn Du fertig bist
Fangen wir mit der einfachsten und üblichsten Technik an:
1. A/B Stereoaufnahme
Mikrofone: Zwei Kugel-Mikrofone, normalerweise Kleinmembran-Kondensatormikrofone
Positionierung: Richte beide Mikrofone auf das Instrument, im Abstand von ca. 30 cm zum Instrument mit einem Abstand von ca. 66 cm zueinander.
Wenn Du diese Technik ausprobierst, versuche sowohl den Abstand zwischen Mikrofonen und Instrument, als auch zwischen den Mikrofonen zu variieren.
Wie Du die Signale mischst: Die Mono-Signale von jedem Mikrofon werden dem linken und rechten Kanal eines Stereo-Tracks zugeordnet, um einen Eindruck von Breite in der Aufnahme zu schaffen.
Wie es klingen sollte: Das Stereobild entsteht, weil die Ankunftszeit des Schalls an den Mikrofonen leicht versetzt ist. Das Frequenz-Verhältnis ist ebenfalls unterschiedlich, was für zusätzliche Stereobreite sorgt.
Der Nachteil der A/B Stereoaufnahme ist, dass Du aufgrund des Zeitunterschieds zwischen den Mikrofonen Probleme mit der Phasenauslöschung bekommen wirst, wenn Du die beiden Stereosignale zu Mono kombinierst.
2. X/Y Stereoaufnahme
Mikrofone: Zwei gerichtete Mikrofone, normalerweise Kleinmembran-Kondensatormikrofone
Positionierung: In einem Winkel zwischen 90 und 135 Grad, so dass sich die Kapseln an einem Punkt berühren. Je breiter der Winkel, desto breiter das Stereobild.
Wie Du die Signale mischst: (Wie bei der A/B Stereoaufnahme)
Wie es sich anhören sollte: Im Vergleich zur A/B Stereoaufnahme bringt diese Technik weniger Stereoeffekt. Weil es, dadurch, dass beide Mikrofone am gleichen Ort sind, keine Zeitverzögerung gibt.
Der gesamte Stereoeffekt kommt vom Unterschied im Frequenz-Verhältnis. Der Vorteil ist, dass es keine Probleme mit der Mono-Phasenauslöschung gibt.
3. ORTF Stereoaufnahme
Mikrofone: Zwei gerichtete Mikrofone, normalerweise Kleinmembran-Kondensatormikrofone
Positionierung: Richte die Mikrofone in einem Winkel von etwa 110 Grad nach außen, die Kapseln in einem Abstand von 17 cm.
Wie Du die Signale mischst: (Wie bei der A/B Stereoaufnahme)
Wie es sich anhören sollte: Die Technik ist im Prinzip eine Kombination der ersten beiden. Die Mikrofone sind räumlich getrennt, wie bei der A/B Aufnahme, wodurch es zu einem breiteren Stereobild kommt. Und aufgrund der gerichteten Mikrofone, wie bei der X/Y Aufnahme, wird weniger vom Raumklang aufgenommen.
4. Blumlein Paar
Mikrofone: Zwei Achter-Mikrofone
Positionierung: (wie bei der X/Y Technik)
Wie Du die Signale mischst: (wie bei der X/Y Technik)
Wie es klingen sollte: Im Vergleich zur X/Y Technik fängt das Blumlein Paar einen größeren Teil des Raumklangs ein und fügt so, dank der Achter-Mikrofone, ein bisschen mehr Ambiente zum Stereobild hinzu.
5. Mid/Side Stereoaufnahme
Mikrofone: Ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon − entweder mit Nieren- ODER Kugel-Richtcharakteristik.
Ein Großmembran-Kondensatormikrofon − MUSS EINE ACHT-RICHTCHARAKTERISTIK HABEN
Positionierung: Das Achter-Mikrofon wird im 90 Grad Winkel vom Instrument weg gerichtet. Dieses Mikrofon nimmt Sound auf beiden Seiten auf und ist die „Seite/Side“ von Mid/Side.
Das andere Mikrofon wird über oder unter dem Achter-Mikrofon positioniert und direkt auf das Instrument ausgerichtet. Es ist die „Mitte/Mid“ von Mid/Side
Wie Du die Signale mischst: Dieser Teil ist kompliziert. Befolge die Schritte genau.
- Dupliziere den „Seiten“-Kanal
- Kehre die Polarität des duplizierten Kanals um
- Kombiniere die beiden Seiten-Kanäle in einen Stereo-Track
- Mische den Mitte-Kanal mit den Stereo-Seiten-Kanälen, um die Breite anzupassen. Je höher der Pegel der Seiten im Vergleich zur Mitte ist, umso größer ist die Stereobreite.
Wie es sich anhören sollte: Mid/Side Aufnahmen sind vielleicht kompliziert, bieten aber alle Vorteile der anderen 3 Techniken ohne die Nachteile.
- Sie bieten die zusätzliche Stereobreite der A/B Technik
- Sie bieten die Mono-Kompatibilität der X/Y Technik
- Und Du kannst (wenn Du willst) den Raumklang vergrößern, damit er eher wie bei der Blumlein Paar Technik ist.
Wann ist Mono besser als Stereo
In den richtigen Situationen, kann Stereo Deine Mischungen zwar um Längen besser und interessanter machen, aber es gibt auch ein paar Situationen, wo es einfach nicht angebracht ist.
Bestimmte Instrumente klingen in Mono fast immer besser.
Die 4 üblichsten sind:
- Lead Vocals: Soll in der Mitte der Bühne sein. Daher normalerweise in Mono aufgenommen.
- Snare Drum: Soll ebenfalls in der Mitte der Bühne sein. Es klänge komisch, wenn sie auf einer Seite des Stereobildes wäre.
- Kick Drum: Sollte in Mono aufgenommen werden, weil die tiefe und schwere Frequenz viel Energie braucht, um auf Lautsprechern abgespielt zu werden. Um den maximalen Output zu bekommen, ist es am besten, dass diese Energie gleichmäßig auf den linken und rechten Kanal verteilt wird.
- Bass: Besteht ebenfalls hauptsächlich aus tiefen Frequenzen und funktioniert darum auch besser in Mono. Ein weiterer Grund ist, dass unsere Ohren nicht gut darin sind, Richtungen von tiefen Frequenzen zu erkennen. Daher ist es wenig sinnvoll ein Stereobild für Instrumente mit überwiegend niedrigem Bassanteil zu verwenden.