Auch wenn es einigen „Aufnahme-Puristen“ nicht passt …
Es lässt sich nicht abstreiten, dass mit jedem Jahr …
Die klassische, analoge Ausrüstung aus der guten, alten Zeit langsam aber sicher immer mehr verschwindet …
Weil Computer immer schneller und Recording-Software immer besser wird.
Aber mit so vielen Möglichkeiten …
Ist es für Anfänger nicht immer einfach, wie die einzelnen Puzzle-Teile zusammen gehören, um ein modernes Aufnahmestudio zu ergeben.
Darum beschäftigen wir uns im heutigen Artikel genau damit. Der Titel: Der ultimative Music-Production-Software-Guide für Einsteiger.
Als erstes, die Mutter aller Aufnahme-Software …
Die Digital Audio Workstation
Allgemein bekannt als „DAW“ …
Die Digital Audio Workstation ist die Software-Zentrale, mit der Du am Computer einen GANZEN SONG:
- Aufnehmen
- Schneiden
- Mischen
kannst.
Das ursprüngliche Ziel bei den ersten DAWs war es, die meisten Arbeitsabläufe und das Design der klassischen analogen Konsolen nachzuahmen.
Es hat aber nicht lange gedauert, bis verbesserte Versionen der Software zum neuen Industriestandard wurden und analoge Konsolen in fast allen Studios, außer den allerbesten Profi-Studios, verdrängten.
Wenn Du Hilfe bei der Auswahl einer DAW brauchst, schau Dir diesen Artikel an:
Als nächstes …
Software Plugins
In jeder DAW gibt es Duzende integrierte Programme, die man „Plugins“ nennt …
Diese werden auf einzelne Tracks angewandt, um spezifische Aufgaben zu erledigen.
Dadurch, dass man Plugins hinzufügen kann, können DAWs weniger Ressourcen beanspruchen und dem Nutzer bieten sie gleichzeitig eine unbegrenzte Auswahl an Add-ons von Dritten.
Als nächstes schauen wir uns die üblichsten Arten von Plugin an und wie sie verwendet werden.
Als erstes …
Virtuelle Instrumente
Da die wenigsten von uns genug „echte Instrumente“ haben, um einen ganzen Song zu produzieren …
Brauchen wir ab und zu eine Möglichkeit gewisse Sounds zu „fälschen“.
Die Lösung ist virtuelle Instrumente zu verwenden, die Dir Zugang zu Duzenden von Instrumenten-Sounds für gerademal ein paar hundert Euro bieten.
Sie können zwar NICHT jedes Instrument nachahmen (Gitarren zum Beispiel) …
Aber bei manchen KÖNNEN sie es unglaublich gut (zum Beispiel Schlagzeug oder Klavier).
Sie klingen vielleicht nicht so gut wie ein elektrisches Schlagzeug oder Keyboard für 5000 €. Aber wenn Deine Spielkünste nicht großartig sind …
Haben virtuelle Instrumente eingebaute Features, mit denen Du die Töne so präzise bearbeiten kannst, dass es sich fast wie Schummeln anfühlt. 🙂
Als nächstes …
Editing-Software
Heutzutage wird Musik oft dafür kritisiert, ein bisschen „zu perfekt“ zu sein.
Und diese Perfektion liegt hauptsächlich daran, dass Editing-Software SO gut geworden ist …
Dass Toningenieure aus einem heißen Mädel, das ÜBERHAUPT nicht singen kann, den nächsten, großen Popstar machen können.
(OK, das ist ein bisschen übertrieben, aber Du weißt, was ich meine.)
Wie auch immer … Editing Software ist eine Realität, ob es Dir gefällt oder nicht. Und wenn Du sie verantwortlich verwendest, kann sie eine wertvolle Waffe in Deinem Arsenal sein.
Die beiden häufigen Formen von Editing, mit denen wir uns beschäftigen, sind:
- Pitch Editing
- Time Editing
Als erstes …
1. Pitch Editing
Die meisten von uns kennen es von seiner bekanntesten Erscheinungsform:
Dem berüchtigten Auto-Tune.
Das wahrscheinlich beliebteste und umstrittenste Musik-Software-Tool aller Zeiten …
Mit Auto-Tune kannst Du auch die schrägsten Vocals mit rasiermesserscharfer Präzision verbessern. Und die, die es hassen finden, das sei ZU VIEL Macht.
Ob DU es verwenden willst, liegt völlig an Dir.
Aber Tatsache ist, Auto-Tune hatte bei unzähligen Hits der letzten Jahrzehnte seine Finger im Spiel.
Als nächstes …
2. Time Editing
Normalerweise nicht als eigenes Plugin verwendet …
Sind Time Editing Tools normalerweise in die meisten DAWs integriert.
Die einfachste Art, Timing-Probleme zu beheben, ist es, bestimmte Noten auszuschneiden und wieder im Takt einzufügen.
Diese Methode ist zwar prima für rhythmische Sounds (wie Schlagzeuge) …
Aber NICHT so geeignet bei „sustained“ Sounds (wie E-Gitarren).
Dafür ist die alternative Methode es Time Stretching besser geeignet.
Mit den heutigen Algorithmen kannst Du einen Audioausschnitt einfach länger oder kürzer machen, OHNE dass der Tonhöhe verändert wird (was früher nicht ging).
Eine weitere beliebte Anwendung dieser Technik bei elektronischen Musikern ist „Beat-Matching“, bei der die Tempi zweier Songs angeglichen werden, um sie so auf kreative Weise zu vermischen.
Als nächstes …
Die 3 essentiellen Misch-Plugins
Von den Duzenden Plugins, die für einen Song verwendet werden …
Gibt es 3 Kern-Werkzeuge, die für praktisch jeden Track verwendet werden.
Und zwar:
- Equalization (EQ)
- Kompression
- Hall (Reverb)
Mit nur diesen Plugins kannst Du den Klang jedes Instruments formen und bearbeiten, dass alle Sounds wunderbar zu einem „Mix“ vereint werden.
Und so geht’s:
1. Equalization
Wenn Du Dir eine gute kommerzielle Mischung anhörst …
Fällt Dir auf, dass Du ALLE Instrumente die GANZE Zeit klar hören kannst.
Das wird mit EQ erreicht.
Normalerweise …
Wenn zwei Instrumente im gleichen Frequenzband stark sind, KONKURRIEREN sie darum, gehört zu werden.
Das, was in einem Moment lauter ist, ist hörbar, während das andere im Mix untergeht.
Aber durch die clevere Verwendung von EQ kannst Du einen einzigartigen Platz im Frequenzspektrum für jeden Track schaffen.
So dass nie zwei Instrumente um das gleiche Frequenzband konkurrieren und jedes seinen eigenen „Platz“ hat, von dem es gehört werden kann.
2. Kompression
Das nächste, was Dir bei einem guten kommerziellen Mix auffällt …
Jede einzelne Note kann deutlich gehört werden, weil sie alle mit gleicher, konsistenter Lautstärke abgespielt werden.
Normalerweise sind aufgrund des natürlichen dynamischen Umfangs eines Instruments manche Noten viel lauter (oder leiser) als andere.
Das ist zwar super für manche Genres wie Klassik oder Jazz …
Ist es NICHT gut für moderne Pop/Rock Musik und andere Musik, die Du hörst.
In diesen Genres ist der dynamische Umfang viel enger …
Denn mit Kompression kompensieren wir diese Lautstärke-Schwankungen, wodurch alle Noten gleich laut sind … und besser in den Mix passen.
Und als positiver Nebeneffekt klingt ein Mix durch Kompression „lauter“, als er tatsächlich ist, weil der durchschnittliche Signalpegel erhöht wird.
3. Hall (Reverb)
Bevor Hallräume und Plate Reverb in den 1950ern bekannt wurden …
War der einzige Hall, den Du zu Deinem Track hinzufügen konntest …
Der natürliche Hall des Aufnahmeraums.
Das war wahrscheinlich die größte Einschränkung für Homestudios, weil es zu der Zeit schier unmöglich war, einen guten Sound aufzunehmen, wenn Du keinen wirklich guten Raum hattest.
Heutzutage ist es aber viel leichter.
Wenn mit akustischer Behandlung der natürliche Raumklang von der Aufnahme entfernt wurde …
Können wir künstlich die Akustik eines beliebigen Raumes einfügen, das nennt man Digital Reverb.
Mit diesem Plugin kannst Du Dir den Raum aussuchen, nach dem Deine Tracks klingen sollen …
- Von einer römischen Kathedrale …
- Über eine unterirdische Höhle …
- Bis zu einem Pappkarton.
Wie EQ und Kompression bietet Hall eine großartige Möglichkeit, einen Mix einheitlich klingen zu lassen …
In diesem Fall, indem alle Tracks im gleichen „Raumklang“ vereinigt werden.
Als nächstes …
3 „Effekt“-Plugins
Jetzt kenne wir die essentiellen Plugins …
Nun zeige ich Dir ein paar weniger übliche, die Du optional für kreative Zwecke einsetzen kannst.
Als erstes …
1. Delay
Vielleicht besser als „Echo“ bekannt …
Delay Plugins sind eine wunderbare Möglichkeit, Platz in einem kärglichen Mix zu füllen …
Mit dem Klang von fernen, verblassenden Wiederholungen … wie wenn Du „HALLO!!!“ in den Grand Canyon schreist.
Oft wird Delay mit Hall in eine Effekt-Gruppe gesteckt, aber viele sind der Meinung, dass Delay eine eigene Kategorie verdient …
Denn, anders als Hall, ist es ein „Spezialeffekt“, der bewusst gehört, statt nur wahrgenommen werden soll.
Das beste Beispiel für Delay kannst Du in Dub Musik hören, dem populären Reggae Subgenre, wo Delay ausgiebig und gekonnt verwendet wird.
2. Modulation
Eine große und nur lose definierte Kategorie von Plugins …
Modulation Effekte können alles beinhalten, was irgendeine Art von „Oszillation“ verwendet …
Das bedeutet einfach:
Schwingungen vor und zurück verschieben.
Übliche Beispiele sind:
- Phasing/Flanging (wechselnde AUSRICHTUNG DER PHASE über Zeit)
- Tremolo (LAUTSTÄRKE wird über Zeit verschoben)
- Vibrato (TONHÖHE wird über Zeit verschoben)
- Autopan (STEREOPOSITION wird über Zeit verschoben)
Jeder dieser Effekte kann komplett anders klingen als die anderen …
Die Gemeinsamkeit, die sie verbindet, ist:
Die Möglichkeit Bewegung und Komplexität zu zwei musikalischen Sätzen, die sonst alleine langweilig wären, hinzuzufügen. Darum kann ein einzelner Keyboard-Ton, mit der richtigen Effektmischung, so reich und voll wie ein gesamtes Orchester klingen.
Vor Jahrzehnten, als Modulationseffekte neu waren, kamen sie schnell in Mode und, nach einigen Meinungen, viel zu viel benutzt.
Heutzutage sind sie aber viel subtiler, da zu viel davon schnell langweilig wird.
3. Stereo Imaging
Bis vor kurzem war die einzige gute Möglichkeit Stereobreite zu einem Instrument hinzuzufügen …
Es tatsächlich in Stereo aufzunehmen.
Toningenieur konnten zwar mit verschiedenen Möglichkeiten „falsche“ Stereobilder schaffen, mit Delay-Taktiken und Split EQ …
Aber sie waren ALLE schwer zu meistern, einfach falsch zu machen und weitaus weniger effektiv, als einfach auf die altmodische Art Stereoaufnahmen zu machen.
Heutzutage gibt es aber zahlreiche Plugins, die es leicht nachahmen können, mit exzellenten Resultaten.
Manche, wie Izotope Ozone haben sogar „Multiband-Stereo-Widening“, womit Du höhere Frequenzen breiter über das Stereobild verteilen kannst, während Du die tieferen näher in der Mitte lässt, wo sie besser klingen.
Diese Plugins KÖNNEN zwar auf individuelle Tracks angewendet werden, sie werden aber meistens fürs Mastering verwendet, um die gesamte Mischung als Ganzes zu bearbeiten.
Als nächstes …
Plugin Pakete
Jetzt sind wir mit der Liste durch …
Und zum Abschluss des Artikels möchte ich Dir die verschiedenen Möglichkeiten zeigen, wie Du an diese Plugins kommst.
Einsteigern empfehle ich die kostenlosen Plugins Deiner DAW zu verwenden.
Aber wenn Du ihnen entwachsen bist, und Du Premium Plugins willst, hast Du zwei Möglichkeiten:
- Du kaufst sie einzeln, oder
- Du kaufst sie als Bundle (Paket).
Ich empfehle die zweite Möglichkeit. Denn mit Bundles sparst Du Geld und Zeit bei der Recherche.
Plus, Du entdeckst neue Werkzeuge, die Du sonst vielleicht nie entdeckt hättest.
Es gibt TONNENWEISE Bundles für jeden Geschmack, aber die Drei, die ich generell empfehle sind:
- Für die Grundlagen: Das Waves Gold Bundle (Thomann)
- Für Effekte: Das Sound Toys Native Effects Bundle
- Für Mehrzweck-Mastering: Isotope Ozone.