Es wäre verrückt, Tausende Euro für Studiomonitore auszugeben …
Und dann ihr Potential zu verschwenden, wenn man sich nicht die Zeit nimmt, sie richtig zu positionieren.
Oder?
Und trotzdem machen viele Leute genau das. Denn was ihnen nicht klar ist …
Ein scheinbar kleines Detail wie die Positionierung der Monitore kann einen größeren Einfluss auf Deinen Sound haben …
Als die Monitore!
Schlecht positionierte Monitore … können zu STARKEN Schwankungen im Frequenzverhalten deines Raumes führen …
Und damit jede Chance auf einen gut balancierten Mix zerstören.
Damit Dir dieses Unglück erspart bleibt, habe ich diesen ausführlichen Guide zur Positionierung Deiner Studiomonitore geschrieben.
Als erstes …
Die Standard Position zum Mischen
Zwar wird die „korrekte Mischposition“ immer diskutiert …
Aber die Mehrheit der Toningenieure ist sich heutzutage einig, was als „ideal“ gilt.
Und dass die „ideale Position“ in zwei einfachen Regeln zusammengefasst werden kann:
1. Dein Kopf sollte mit Deinen Monitoren ein gleichseitiges Dreieck bilden
Auf dem folgenden Diagramm siehst Du, wie das aussehen sollte:
Die Logik dabei ist: Ohne einen Standard, kann die Breite von Stereobildern von Studio zu Studio drastisch variieren.
Um dieses Problem zu lösen …
Wurde die Methode des gleichseitigen Dreiecks als leicht zu merkende Regel erfunden, die einen guten Kompromiss bietet zwischen zu breit und zu eng.
Die zweite Regel ist …
2. Ziele mit den Monitoren direkt auf Deinen Kopf
Das folgende Diagramm zeigt das korrekte Setup:
Die Logik hierbei ist: Da hohe Frequenzen mehr „gerichtet“ sind als tiefe Frequenzen …
Klingen sie deutlich kräftiger, wenn die Hochtöner direkt auf Dich gerichtet sind … als wenn sie es NICHT sind.
Genau wie bei der ersten Regel …
Wurde Regel 2 wahrscheinlich entwickelt, um einen einheitliche Hörperspektive in allen Studios zu etablieren.
Das sind also die Grundlagen der Monitor-Positionierung. Kommen wir jetzt zum fortgeschrittenen Teil.
Zunächst …
Raummoden
Das Ziel der Monitor-Positionierung ist es, eine Umgebung zu schaffen wo:
Eine natürliche Sound-Balance existieren kann, die von der Raumakustik nicht beeinflusst wird …
Das GRÖSSTE Hindernis dabei nennt man Raummoden …
Die immer dann auftreten, wenn die Maße eines Raumes ENTWEDER:
- Die gleiche Länge wie die Schallwelle haben, oder …
- Ein Vielfaches der halben Wellenlänge (1,5, 2, 2,5, usw.) betragen.
Bei diesen Frequenzen wird die Schallwelle zwischen den gegenüberliegenden Wänden gefangen und es entsteht eine stehende Welle …
Die die Lautstärke und den Grad der Ausschwingung dieser Frequenz beeinflusst … und dadurch die Raumakustik verzerrt.
Wenn Länge und Breite in einem quadratischen Raum gleich sind, wird das Problem noch verstärkt, weil Du doppelt so viele stehende Wellen im gleichen Frequenzbereich hast.
Das ist auch der Grund, warum quadratische Räume als die schlechtesten gelten.
Als nächstes …
Frequencz und Wellenlänge
In einem normal großen Homestudio bekommt man Probleme mit stehenden Wellen erst bei Frequenzen unter 300 Hz.
Der Grund?
Bei höheren Frequenzen sind Schallwellen kürzer …
Während sie bei niedrigeren Frequenzen länger sind.
Zum Beispiel:
- 20.000 Hz = 1,5 cm
- 10.000 Hz = 3,1 cm
- 1.000 Hz = 33,5 cm
- 500 Hz = 70,1 cm
- 200 Hz = 173,7 cm
- 100 Hz = 344,4 cm
- 20 Hz = 1722 cm
Wenn tiefere Frequenzen sich der Größe des Raumes annähern … werden sie zunehmend von dem Raum selbst beeinflusst.
Das ist ein Grund, warum größere Räume besser sind, da sie nur mir stehenden Wellen bei den tiefsten Bassfrequenzen Probleme haben.
In kleineren Räumen sind die Probleme normalerweise viel größer.
Die gute Nachricht ist: es gibt Lösungen. Und die schauen wir uns jetzt an …
Lösung 1: Bessere Positionierung
Um die Effekte von stehenden Wellen in Deinem Raum zu verringern, ist die Standard-Strategie:
- Eine einzelne Welle bei mehreren Frequenzen zu schaffen
- Statt mehrere Wellen bei weniger Frequenzen.
Dies erreichst Du, indem Du die Abstände zwischen Deinen Monitoren und jeder Wand variierst.
Dadurch ist der Einfluss jeder Welle bei jeder Frequenz minimiert und das Frequenzverhalten des Raumes bleibt so gleichmäßig wie möglich.
Dafür musst Du nur die folgenden Schritte befolgen, wenn Du Deine Monitore aufbaust:
1. Positioniere Monitore an den langen Wänden.
In der Breite Deines Raumes kannst Du die Abstände zu den Seitenwänden nicht variieren, weil Du immer noch ein symmetrisches Stereobild benötigst.
In diesem Fall ist die nächstbeste Lösung, Deine Monitore an der längsten Wand aufzustellen, um Probleme mit seitlichen Reflexionen zu minimieren.
Als nächstes …
2. Die Abstände variieren
Jetzt solltest du Dir ein Maßband und einen Notizblock holen, denn es ist an der Zeit, Abstände zu vergleichen.
Als erstes: Schau darauf, dass Deine Monitore entweder leicht oberhalb oder leicht unterhalb der Mitte zwischen Boden und Decke aufgestellt sind.
Als nächstes misst Du die Abstände zwischen den Monitoren und den Seitenwänden, um sicherzustellen, dass kein Abstand gleich ist, wie ein anderer (und auch kein genaues Vielfaches).
Falls Abstände gleich sind, verändere die Positionen und miss nach, bis alles gut aussieht.
Als nächstes …
3. Abstand zwischen den Monitoren und der Wand schaffen
Da sich Bassfrequenzen in alle Richtungen ausbreiten … geht viel Schall nach hinten und wird von der Rückwand Deines Raumes reflektiert.
Das ist ein Problem, wenn sich dieser Schall sich mit dem direkten Schall von Deinen Monitoren verbindet …
Die „In-Phase“-Frequenzen werden verstärkt und die „phasenverschobenen“ Frequenzen werden ausgelöscht. Das nennt man den Boundary Effekt.
Um dieses Problem zu lösen bauen Profi-Studios ihre Monitore oft direkt in die Wand, und eliminieren so alle rückwärtigen Reflexionen. (Hier ist ein Beispiel).
Aber wie Du siehst, ist diese Lösung viel zu teuer für die meisten Homestudios …
Die nächstbeste Lösung ist, den maximalen Abstand zwischen Wand und Monitoren herzustellen, die möglich ist. In den meisten Räumen sind das 30−60 cm.
Das LÖST das Problem nicht, aber es verringert es, indem die Stärke der Reflexionen reduziert wird.
Ein weiterer nützlicher Trick ist Monitore zu verwenden, die einen FRONTALES Bassreflexrohr haben, wie die Adam Audio A7X (Amazon/Thomann), da sie einen größeren Teil der Energie vorwärts, WEG von den Wänden, abgeben.
In wirklich kleinen Räumen kannst Du mit diesen Monitoren Platz sparen, weil Du sie näher an der Wand positionieren kannst.
Als nächstes …
4. Eine gute Kopfposition finden
Genauso wie die Monitorpositionierung einen großen Einfluss auf Deinen Sound hat … ist auch die Positionierung Deines Kopfes sehr wichtig.
Es gelten die gleichen Grundprinzipien: So findest Du die ideale Position für DICH SELBST:
- Stell Deinen Stuhl zwischen den Seitenwänden auf, um ein symmetrisches Stereobild zu bekommen.
- Stell die Stuhlhöhe so ein, dass Dein Kopf NICHT in der Mitte zwischen Decke und Boden ist.
- Positioniere den Stuhl/Studiotisch so, dass er sich nicht in der Mitte zwischen vorderer und hinterer Wand befindet.
- Miss und vergleiche alle Abstände in allen drei Dimensionen, um sicherzustellen, dass keine gleich, oder genaue Vielfache voneinander sind.
Jetzt bist Du bereit für den zweiten Schritt …
Lösung 2: Akustische Behandlung
Du hast jetzt Deine Monitore und Deinen Stuhl positioniert …
Nun ist es Zeit, die akustische Behandlung um diese beiden Positionen herum zu arrangieren.
Und so geht’s:
1. Bassabsorber hinter den Monitoren
Weiter oben habe ich erwähnt, wie Bassfrequenzen, die von der Wand reflektiert werden, Probleme machen können.
Die absolut BESTE Möglichkeit, diese Probleme zu minimieren, ist Bassabsorber direkt hinter jedem Monitor anzubringen.
Wenn Du nur einen Tipp aus diesem Artikel befolgst, DANN DIESEN. Weil es einen riesigen Unterschied macht.
Wenn Du keine Bassabsorber übrig hast: jeder Akustikschaum ist VIEL besser als nichts.
Als nächstes …
2. Absorption an den ursprünglichen Reflexionspunkten
Wenn Du mit ursprünglichen Reflexionspunkten vertraut bist, weißt Du, dass es 4 SCHLÜSSELPUNKTE gibt, die die größten Probleme verursachen.
- Zwei sind über Deinem Kopf
- Einer ist an der linken Wand
- Einer ist an der rechten Wand
Wenn Du Dich mit ihnen noch NICHT auskennst, Du findest sie so:
Stell Dir vor, dass die Wände und die Decke Deines Raumes Spiegel sind. Von Deiner sitzenden Mischposition sind die ursprünglichen Reflexionspunkte dort an den Wänden, wo sich die Monitore spiegeln würden.
An diese 4 Punkte bringst Du einfach Akustikschaum an.
Als nächstes …
3. Diffusion an der Rückwand
Die Schallwellen Deiner Monitore verbreiten sich zwar in ALLE Richtungen …
Aber der GROSSTEIL dieser Energie ist auf Dich und die Wand hinter Dir gerichtet.
Wenn diese Wand glatt ist, ist sie ein Problem … weil sie mehr Potential hat, stehende Wellen zu erzeugen, als jede andere Oberfläche in dem Raum.
Aber …
Wenn diese Wand mit Diffusoren abgedeckt ist, wird sie eine Lösung, weil sie die Energie streut, bevor sie überhaupt die Möglichkeit hat, Problem zu verursachen.
Wenn Du diesen Tipp mit den zwei vorherigen kombinierst, hast Du ein großartiges Rezept für Erfolg.
Als nächstes …
Empfohlene Werkzeuge
Jetzt, da Du einen Plan hast, sind hier ein paar Links zu Werkzeugen, die Dir vielleicht helfen:
Erstens: Wenn Du akustische Behandlung brauchst, lies Dir diesen Artikel durch:
Als nächstes empfehle ich ein Paar Isolation Pads für Deine Monitore. Sie entkoppeln die Monitore nicht nur von Deinem Studiotisch …
Sondern ermöglichen es Dir auch, die Neigung Deiner Monitore einfach zu verändern. Für die Monitorpositionierung hat das zwei Vorteile:
- Wenn die Monitore geneigt sind, sind die Chancen geringer, dass sich stehende Wände zwischen den Wänden bilden.
- Über die Neigung kannst Du den Winkel zu Deinem Kopf justieren.
Hier sind die Top-Modelle, die ich empfehle:
Als nächstes, für alle mit einem größeren Raum, empfehle ich ein Paar Monitorstative.
Diese Ständer bieten maximale Flexibilität bei der Positionierung und machen Deinen Job viel leichter.
Hier sind meine Empfehlungen:
Und schließlich, um den Artikel abzurunden:
Die Resultate Deiner Maßnahmen testen
Wenn Du alle Schritte befolgt hast, sollte alles gut klingen, theoretisch. Aber um zu überprüfen, ob der Sound auch praktisch gut ist …
Verwendet man einen Test namens Frequenzdurchlauf (auch Frequency Sweep), um mögliche Probleme mit dem Frequenzgang der tiefen Frequenzen zu lokalisieren.
Hier ist ein Beispiel. Schau es Dir an:
In dieser Aufnahme hörst Du eine Reihe absteigender Bass-Töne, die mit konstanter Lautstärke abgespielt werden.
Um Deinen Raum zu testen, spielst Du diese Aufnahme (oder eine ähnliche) mit Deinen Monitoren ab und hörst auf deutliche Lautstärkeveränderungen beim Tonwechsel.
Wenn sie gleich klingen, ist alles gut.
Wenn NICHT, gibt es wahrscheinlich ein Problem mit Deinem Setup. Und leider ist die einzige Möglichkeit das zu lösen, nochmal von Anfang anzufangen, neu versuchen und nochmal testen.
Es braucht vielleicht ein paar Anläufe, bis alles stimmt, aber vertrau mir …
Du vergisst alle Mühen, wenn Du das Endresultat hörst.