
Es ist eine geheime Phantasie, die alle Gitarristen âŠ
Irgendwann in ihrem Leben haben.
Vielleicht ist es ein alter Bluesman, der uns inspiriert âŠ
Oder ein legendÀrer Meister psychedelischer KlÀnge.
Was auch immer der Grund fĂŒr DICH sein mag âŠ
Wenn Du diesen Artikel liest, spielst Du wahrscheinlich schon eine Weile âŠ
Und Dein Interesse an der Slide-Gitarre hat einen Punkt erreicht, an dem Du es nicht lÀnger ignorieren kannst.
Vielleicht willst Du sie gar nicht zu Deinem primĂ€ren Spielstil machen âŠ
Zumindest bis auf weiteres, aber Du bist soweit, es mir Deiner aktuellen Gitarre auszuprobieren, um zu sehen, wie es klingt.
Klingt das nach Dir?
In dem Fall bist Du an der richtigen Stelle, denn in diesem Post findest Du eine tiefgehende Anleitung zu verschiedenen Arten von Bottlenecks (oder Slide-Bars) und Du lernst die Unterschiede zwischen ihnen in Klang und Spiel kennen.
Aber bevor wir anfangen âŠ
Eine Klarstellung

Vermutlich kennst Du schon einige Slide-Instrumente wie:
- Lap-Steel- oder Hawaii-Gitarre
- Pedal-Steel-Gitarre
- Dobro oder Resonatorgitarre
Aber in diesem Artikel geht es NICHT um diese Instrumente.
Stattdessen werden wir uns hier ausschlieĂlich auf das Spiel mit einem Bottleneck oder Slide-Bar auf einer normalen Akustik- oder E-Gitarre
Das heiĂt wir konzentrieren uns besonders auf standardmĂ€Ăige Bottlenecks und Slide-Bars âŠ
Und ignorieren Tone-Bars (Amazon/Thomann), die typischerweise fĂŒr horizontal gespielte Instrumente wie die oben abgebildeten verwenden werden.
Verstanden? Machen wir weiter âŠ
Mit einem Hinweis zu Begriffen: Bottleneck und Slide bedeuten genau das gleiche. Es gibt keinen Unterschied.
4 Faktoren, die es zu beachten gilt

Der ideale Bottleneck wird von 4 Faktoren bestimmt:
- Passende GröĂe
- HĂ€rte
- Gewicht
- Materialdicke
Als erstes âŠ
1. Passende GröĂe
Der erste Schritt, ein passendes Slide zu finden, ist zu entscheiden, fĂŒr welchen Finger, Du Dein Slide brauchst.
Am Anfang wirst Du den Ringfinger wahrscheinlich am angenehmsten finden ⊠da Du sowohl Mittel- als auch kleinen Finger als UnterstĂŒtzung nehmen kannst.
Aber âŠ
Obwohl es am Anfang schwieriger ist, ist es besser mit dem kleinen Finger anzufangen, weil Du dadurch drei Finger ĂŒbrig hast, um Akkorde zu spielen.
Und wenn Du Dich fĂŒr einen Finger entschieden hast âŠ
Ist der nĂ€chste Schritt ein Slide zu finden, das eng genug ĂŒber die ersten beiden Fingergelenke passt, dass es beim Spielen nicht abfĂ€llt, wenn es nach unten hĂ€ngt, und ohne Probleme von den benachbarten Fingern ohne Hilfe manipuliert werden kann.
Leider kann es recht schwer sein, die PERFEKTE GröĂe zu finden, darum ist ein cleverer âHackâ, die Innenseite eines gröĂeren Slides mit Gummi oder Leder auszukleiden, damit es richtig sitzt.
SchlieĂlich solltest Du sicherstellen, dass die LĂ€nge Deines Slides zur Breite Deines Griffbretts passt. Ein normales Slide sollte lang genug sein, alle 6 Saiten abzudecken, aber nicht lĂ€nger.
Verstanden? Weiter gehtâs âŠ
2. Gewicht
Als Faustregel gilt: schwerere Slides bieten âŠ
- Mehr LautstÀrke
- Mehr Sustain
- Weniger ungewollte GerÀusche
- WĂ€rmerer Klang
Nummer 4 ist Geschmackssache, aber die ersten 3 sind auf jeden Fall wĂŒnschenswert.
Aber es gibt auch Nachteile âŠ
Denn ein schwereres Slide ist auch schwieriger zu spielen, besonders bei leichteren Saiten oder bei leichtem Spiel, weil Du sehr leicht zu fest auf die Saiten drĂŒcken und am Griffbrett anschlagen kannst.
Du musst also ein wenig rumprobieren, um das perfekte Slide fĂŒr Deine HĂ€nde und Dein Instrument zu finden.
Ein guter Ausgangspunkt:
- E-Gitarren â leichtere Slides sind generell besser, da sie leichter zu spielen sind, weil LautstĂ€rke, Volumen, Sustain und Brightness an anderer Stelle mit Effekten angepasst werden könne.
- Akustikgitarre – generell sind schwerere Slides besser, weil sie die eigene, natĂŒrliche Akustik fĂŒr LautstĂ€rke und Sustain brauchen.
Als nĂ€chstes âŠ
3. Materialdicke
Je dicker die Wand des Slides, desto schwerer ist es. So weit so offensichtlich.
Nicht so offensichtlich ist folgendes:
Ein dĂŒnneres Slide ist einfacher zu spielen, weil Deine Finger nĂ€her an den Saiten sind, dadurch kannst Du sie besser âspĂŒrenâ.
Das ist ein weiterer Grund, warum E-Gitarren-Spieler eher leichtere/dĂŒnnere Slides bevorzugen, weil sie sich durch die Effekte eher auf die Spielbarkeit als auf den Klang konzentrieren können.
Verstanden? Weiter gehtâs âŠ
4. HĂ€rte
Zwar KANN jedes glatte, harte Material als Slide benutzt werden âŠ
Aber es gibt einen HĂ€rtebereich, der den idealen Sound liefert, den Slide-Gitarren-Spieler typischerweise wollen.
- ZU WEICH und der Sustain ist zu kurz, weil die Vibrationen zu schnell absorbiert werden und der Ton schnell vergeht.
- ZU HART und es gibt zu viel SaitengerĂ€usche, was zu einer irritierenden Sauerei aus hohen Frequenzen fĂŒhrt.
Dazwischen befindet sich ein Bereich mit solidem Sustain und einer angenehmen Tonbalance.
Als nĂ€chstes âŠ
Typische Materialien

DER Faktor, der schlussendlich HĂ€rte, Gewicht und Spielbarkeit Deines Slides bestimmt ist âŠ
Das Material aus dem es besteht.
Die ĂŒblichsten sind:
- Glas
- Metall
- Keramik
Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile ⊠darum schauen wir sie uns jetzt einzeln an.
ZunĂ€chst âŠ
1. Glas

Damals, als Slides noch FlaschenhĂ€lse waren âŠ
War Glas die einzige Option.
Das weichste und leichteste der Materialien âŠ
hat den wĂ€rmsten Ton und den kĂŒrzesten Sustain.
Mit seiner weichen OberflĂ€che gleitet Glas auch sehr leicht ĂŒber die Saiten.
Aber âŠ
Glas ist auch sehr zerbrechlich und kann kaputt gehen, wenn es runter fÀllt.
Zwar wirst Du wahrscheinlich den smootheren Klang des Glases auf einer Akustikgitarre mögen, aber Du solltest die dickwandigeren Modelle nehmen, um anstÀndige LautstÀrke und Sustain zu bekommen.
Bei E-Gitarren bist Du jedoch flexibler.
Hier sind ein paar populÀre Slides aus Glas, die ich empfehle:
- Ernie Ball Glass – (Amazon)
- Dunlop 210 – (Amazon/Thomann)
- Dunlop DT01 – (Amazon)
- Dunlop RWS11 – (Amazon)
Als nĂ€chstes âŠ
2. Metall (Stahl, Messing)

Im Vergleich mit Slides aus Glas sind Slides aus Metall hĂ€rter und schwerer âŠ
Was zu einem helleren und hĂ€rteren Sound mit lĂ€ngerem Sustain fĂŒhrt.
Darum sind sie das Slide der Wahl fĂŒr E-Gitarre im Rock ’n‘ Roll- und Blues-Bereich.
Als zusĂ€tzlichen Vorteil ist Metall auĂerdem haltbarer als Glas.
Die beiden beliebtesten Metalle sind Stahl und Messing âŠ
Wobei Messing etwas dichter und weicher als Stahl ist. Und dadurch einen etwas lauteren aber dennoch dunkleren Sound liefert, allerdings mit Àhnlichem Sustain.
Hier sind einige der beliebtesten Slides aus Metall:
Messing:
Stahl:
Als nĂ€chstes âŠ
3. Keramik

Als eine eher neuere Entwicklung âŠ
bieten Slides aus Keramik einen guten Kompromiss aus Glas und Metall.
- Gewicht, HĂ€rte und OberflĂ€che liegen zwischen denen, der anderen Materialien âŠ
- Daher liegen Sustain, Klang und GleitfÀhigkeit ebenfalls in der Mitte.
Wo genau in der Mitte hÀngt von der individuellen Mischung der Keramik ab. Einige sind hÀrter und rauer, andere sind weicher und glatter.
Der gröĂte Nachteil von Slides aus Keramik ist allerdings, dass sie noch zerbrechlicher als Glas sein können. Lass sie also besser nicht fallen.
Aber fĂŒr AnfĂ€nger, die sich noch nicht sicher sind, welches Material fĂŒr sie besser ist ⊠behaupten viele, dass ein Slide aus Keramik ideal fĂŒr den Anfang ist.
Hier sind einige der beliebtesten Modelle:
- Dunlop Joe Perry – (Amazon/Thomann)
- Dunlop Rev Willy – (Amazon)
- Dunlop Moonshine – (Amazon/Thomann)
- Rocky Mountain Salidan Middy – (Amazon/Thomann)
Und schlieĂlich âŠ
Besondere Slides

FĂŒr die meisten Slide-AnfĂ€nger gilt, erst einmal bei einem Standard-Slide zu bleiben âŠ
Aber âŠ
Da die meisten Interesse an Slides haben, die einen âSpezialeffektâ bieten und nicht einen bestimmten Spielstil âŠ
Ist es auch sinnvoll, sich die eher ungewöhnlichen Slides anzuschauen, die leicht ĂŒbersehen werden.
Zum Beispiel:
Slides wie der Jetslide und der Shubb AX sind drehbar und erlauben durch eine einfache Drehung den Wechsel zwischen Slide- und Akkordspiel.
Es gibt Bottlenecks mit aufgeweiteten Enden (sogar ziemlich beliebt), wie das Dunlop Harris, dass sich der natĂŒrlichen Rundung der Saiten ĂŒber dem Griffbrett anpasst.
Es gibt Slides wie das Dunlop Shy Slide, die bewusst nicht alle 6 Saiten abdecken.
Und es gibt ein neues Slide aus Kohlenstoff namens Carbide, das so klingt, als könnte es sich in Zukunft durchsetzen. Aber bisher ist es zu neu, um sicher zu sein.
Hier sind die Links zu den oben genannten Modellen:
- Jetslide – (Amazon/Thomann)
- Shubb AX – (Amazon/Thomann)
- Dunlop Harris – (Amazon/Thomann)
- Dunlop Shy Slide – (Amazon)
- Carbide – (Amazon)
Hinweis: Das Kohlenstoff-Slide ist nicht mehr erhÀltlich. Vielleicht war es nicht so erfolgreich wie erwartet. Schau aber immer mal wieder rein, vielleicht kommt es wieder.